Während das Ohr lediglich Schallereignisse aufnimmt, ist das Gehirn dafür verantwortlich, das Gehörte zu verarbeiten und es in Sprache aber auch Geräusche zu klassifizieren. Bei einer Hörminderung ist in den meisten Fällen die Aufnahme bzw. Weitergabe dieser Schallereignisse an das Gehirn gehemmt. Demnach kommt zu wenig Schallinformation am Gehirn an. Mögliche Folge: Sozialer Rückzug, erhöhtes Demenzrisiko und fehlende Lebensqualität sind nur wenige Aspekte die eintreten können.

Hörtraining, auch bekannt als Gehörtherapie, ist eine spezielle Form der Rehabilitation für Menschen mit Hörproblemen. Es beinhaltet eine Reihe von gezielten Übungen und Aktivitäten, die darauf abzielen, das Hörvermögen zu verbessern, die auditive Verarbeitung zu schulen und die Kommunikationsfähigkeiten zu stärken. Im Wesentlichen ist Hörtraining ein systematischer Ansatz, um das Gehör zu trainieren und die auditive Wahrnehmung und damit das Sprachverstehen zu optimieren. 

Liegt eine Hörminderung vor, lautet die Antwort ganz klar BEIDES! Ohne das eine kann auch das andere nicht sein vollständiges Potential entwickeln. Wie oben bereits beschrieben, bekommt das Gehirn durch eine Hörminderung nicht mehr die gesamte Informationsvielfalt. Es bringt also nichts, den Hörbereich im Gehirn zu trainieren, wenn diese durch eine unbehandelte Schwerhörigkeit nicht alles an Information bekommt. Anders herum fühlen sich viele Betroffene zu Beginn einer Hörgeräteversorgung damit überfordert, was sie plötzlich wieder hören können. Das Gehirn ist schlicht überrumpelt von der Informationsvielfalt und hat verlernt, die Signale richtig zu verarbeiten. Hörtraining trägt also dazu bei, mit den Hörgeräten das Hören zu lernen und den Gewöhnungsprozess zu verkürzen. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Personengruppen, die subjektive Hörprobleme haben, aber keine Indikation für Hörgeräte aufweisen. Hier funktioniert das Hörtraining natürlich hervorragend auch ohne Hörgeräte.

Grundsätzlich profitiert jeder von Gehörtherapie. Egal ob schwerhörig, normalhörend oder Tinnitus geplagt. Jeder kann seine Hörfähigkeiten, besonders in geräuschvollen Umgebungen verbessern.

Bei folgenden Personengruppen empfehlen wir Hörtraining uneingeschränkt:

1. Personen, die sich erstmalig mit Hörgeräten versorgen lassen.
2. Personen, die eine leichtgradige Hörminderung aufweisen, allerdings noch keine Hörgeräte bekommen.
3. Personen, die in komplexer Umgebung (Familienfeier, Restaurant,…) Schwierigkeiten haben und von einer schnellen Hörermüdung betroffen sind.
4. Tinnitus- und Hyperakusispatienten

Der Aufbau des Hörtrainings kann je nach den individuellen Bedürfnissen und Zielen variieren, aber im Allgemeinen umfasst es verschiedene Übungen und Aktivitäten, die darauf abzielen, das Hörvermögen zu verbessern. Dazu gehören unter anderem:

• Sprachverstehen
• Aufmerksamkeit
• Lokalisationsübungen
• Auditive Merkfähigkeit
• Hörfilter
• Hörwahrnehmung