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Umgang

mit Hörgeräteträgern

Hören ist nicht gleich verstehen. Das wissen und kennen auch Normalhörende. Jeder kennt die Situation: man hört, dass man angesprochen wurde und doch hat man das Gehörte nicht verstanden. Je nach Schwerhörigkeit ist solch eine Situation bei Hörgerätetragenden keine Seltenheit. Umso wichtiger ist es, dass Schwerhörige Zugang zu weiteren Informationen, wie z.B. dem Mundbild, der Mimik, Gestik, etc. erhalten.

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie es sein kann, dass man trotz Hörgeräten Verständigungsschwierigkeiten haben kann und was Sie für eine gelingende Kommunikation mit Schwerhörigen tun können.

Sehtest

Alles Hören

ist nicht gleich Verstehen

Wie kann es überhaupt sein, dass man auch mit einem Hörgerät nicht mehr 100 % versteht?

Vergleichbar ist das wie bei einem Grauen Star. Wenn Brillenträger*innen mit der Zeit unter einem Grauen Star leiden, dann hilft auch irgendwann die Brille nicht mehr. Vieles ist verwaschen und der Kontrast sehr gering, trotz dass man sieht, dass irgendetwas geschrieben ist, kann man die einzelnen Buchstaben nicht mehr erkennen. Ähnlich verhält es sich mit einer Schwerhörigkeit. Personen, die z.B. aufgrund eines defekten Innenohres nicht mehr 100 % verstehen können, hören zwar alles, jedoch sind die Zellen im Ohr nicht mehr in der Lage, die Schallereignisse klar an das Gehirn weiter zu leiten. 

Die Folge: Man hört zwar alles, aber um einwandfrei zu verstehen ist manches zu verwaschen und undeutlich. Ein Hörgerät leitet den Schall bis zum Trommelfell weiter, alles was danach passiert, kann durch die Einstellung von Hörgeräten kaum bis gar nicht beeinflusst werden. Ist also das Innenohr geschädigt, so wird der Schall mit Hilfe des Hörgerätes zwar ausreichend verstärkt und mit allen Informationen an das Ohr weitergeleitet, jedoch ist das Innenohr nicht in der Lage diese Informationen vollständig und präzise an das Gehirn weiterzuleiten. So kommt es zu Stande, dass jemand ohne Hörgeräte z.B. noch 10 % verstehen kann und mit Hörgeräten „nur“ 60 % anstatt wieder 100 %.

Wie bei einem Lückentext müssen sich die Schwerhörigen dann aus dem Kontext heraus vieles erschließen, was in einer hohen Höranstrengung und schnellen Ermüdung mündet.

Don't

im Gespräch mit Schwerhörigen

  • Hörgerätetragende anschreien: Hörgeräteträger bekommen die benötigte Lautstärke über das Hörgerät, daher ist es nicht nötig übermäßig laut mit Schwerhörigen zu sprechen. Eine normal laute Aussprache ist vollkommen ausreichend. Vielmehr sollte darauf geachtet werden langsam und deutlich zu sprechen. So bleibt dem Gehirn Zeit, das Gehörte besser zu verarbeiten und das nicht exakt verstandene zu ergänzen (die Lücken im Lückentext füllen).
  • Unerwartet, von hinten oder aus einem anderen Raum heraus ansprechen: Für viele Schwerhörige ist das Mundbild sehr wichtig. Ohne das kann nur sehr schwierig nicht verstandenes ergänzt werden. 
Dont
  • Abwertende Bemerkungen wie: „Hast du das schon wieder nicht verstanden“, „Für was trägst du ein Hörgerät“, „Jetzt hast du doch ein Hörgerät. Warum verstehst du denn immer noch nicht“. Oftmals steckt hinter solchen Aussagen keine böse Absicht (hoffen und unterstellen wir jetzt mal), dennoch können solche Aussagen sehr verletzend sein, denn auch den Hörgeräteträgern ist schmerzlich bewusst, dass sie nicht mehr 100 % verstehen können.
  • (Aus)lachen: Ähnlich wie abwertende Bemerkungen ist auch das Lachen über falsch Verstandenes höchst unangebracht. Mit Sicherheit lachen viele Personen nicht über den Schwerhörigen, sondern über die Situation. Dennoch ist es für viele Personen verletzend, wenn man sich dadurch indirekt über die Schwächen lustig macht. Schildern Sie den Hörgeräteträgern lieber die Situation und zeigen Sie so, dass Sie sich nicht über sie lustig machen. 
Do

To Do

für gute Kommunikation

  • Langsame und deutliche Aussprache sowie kurze Sätze: Hörgeräte können aus schneller und undeutlicher Sprache keine langsame und deutliche Sprache zaubern. Durch deutliches Sprechen erhöhen Sie die Chance, dass das Gesagte wirklich verstanden wird. Langsames sprechen eröffnet Ihrem Gegenüber die Möglichkeit nicht verstandenes zu kombinieren.
  • Geduld: Ja, in der heutigen Zeit „muss“ immer alles besonders schnell gehen und niemand hat mehr Zeit. Das Gesagte jedoch von Anfang an deutlich und langsam zu artikulieren oder etwas in der Form nochmals zu wiederholen wird langfristig mehr Zeit sparen, als im Nachgang mögliche Missverständnisse wieder aufzulösen oder die gleiche Information 5 Mal in der gleichen Sprechweise zu vermitteln.
  • Rücksichtnahme: Fragen Sie die schwerhörige Person, wie Sie unterstützen können, wo sie am liebsten Sitzen möchte und binden Sie diese aktiv in Gespräche mit ein.
    • Achten Sie darauf, dass die schwerhörige Person Sie und vorallem Ihr Mundbild sieht.
    • Machen Sie auf sich Aufmerksam: Bevor Sie eine schwerhörige Person ansprechen, sprechen Sie sie mit ihrem Namen an, berührend Sie die Person an der Schulter, etc. So ist der Schwerhörige darauf eingestellt nun mehr Konzentration aufzubringen und kann sich auf Sie und Ihr Mundbild konzentrieren.

    Auch schwerhörige Personen tragen dazu bei, dass die Kommunikation gelingt. Das A und O ist, dass man als schwerhörige Person offen mit seiner Hörminderung umgeht und diese seinem Gegenüber kommuniziert. Denn eine Schwerhörigkeit sieht man einer Person in der Regel nicht an. Nur wenn der Gegenüber weiß, dass eine Hörbeeinträchtigung vorliegt, kann sich dieser anpassen und die oben benannten Punkte in der Kommunikation berücksichtigen.

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